Ausfallsicheres Internet: Wie funktioniert eigentlich Redundanz?
Gerade im Eventbereich, wo alles live ist, spielt ausfallsicheres Internet eine übergeordnete Rolle.
Bestimmt haben Sie bei Internet-Problemen schon einmal diesen Tipp gehört: „Starten Sie das Gerät einfach mal neu“. Im Heimbereich ist das kein Problem und hilft tatsächlich in vielen Fällen. Aber während einer Liveproduktion? Da ist es natürlich völlig undenkbar. Doch wenn es um Internetanbindungen geht, steht meistens die Frage nach der Bandbreite, also der Geschwindigkeit, im Vordergrund. Dabei gibt es einen Punkt, der ebenso wichtig ist: die Ausfallsicherheit der Verbindung.
Doch wirklich ausfallsicheres Internet gibt es nicht. Ein Ausfall der Internetverbindung kann jederzeit und aus jedem Grund passieren. In der heutigen, digitalisierten Welt bedeutet das schnell den Verlust von Livestreams, cloudbasierten Diensten oder der kompletten Kommunikation. Man sollte deshalb auf den Ausfall einer Verbindung immer vorbereitet sein – zu jeder Zeit. Zum Glück gibt es Lösungen, um das Risiko stark zu reduzieren.
In diesem Zusammenhang taucht meistens das Wort „Redundanz“ auf. Doch was bedeutet das konkret? Und wo liegen die Unterschiede in den einzelnen Ansätzen? Darum geht es in diesem Artikel.
Was ist Redundanz?
Redundanz meint erst mal nur das Vorhalten von technisch identischen Systemen in mehrfacher Ausführung. Im Normalbetrieb sind die redundanten Komponenten eigentlich überflüssig. Doch sobald der Extremfall eintritt und ein System versagt, kommt das redundante System ins Spiel und übernimmt die jeweilige Aufgabe. Bei ausfallsicherem Internet sind das z. B. mehrere Verbindungen statt nur einer einzigen. Wikipedia erklärt das noch etwas genauer.
Allerdings sagt das noch nichts darüber aus, wie die Übergabe von einem ausgefallenen System an das Ersatz-System erfolgt. Steckt ein Mitarbeiter einfach per Hand das Kabel um? Soll die Umschaltung auf die Ersatzleitung automatisch geschehen? Und wie schnell muss das passieren?
Lösungen für redundante Verbindungen
Ein normaler Internetanschluss ist keine redundante Verbindung. Wenn die Verbindung ausfällt, ist das Signal weg und man kann nur warten und hoffen, dass es schnell wieder funktioniert. Für eine digitale Infrastruktur auf Veranstaltungen oder in Event-Locations ist das keine gute Option.
Besser ist es, eine oder mehrere Ersatzverbindungen vorzuhalten – je nachdem, wie entscheidend eine durchgehende Internetverbindung für das Projekt ist. Die redundanten Verbindungen können z. B. ein zweiter DSL-Anschluss, ein Satelliten-Uplink oder ein LTE-Router sein.
Dafür gibt es verschiedene Methoden. Die Lösungen Backup, Failover und Bonding möchten wir hier vorstellen.
Backup
Eine Backup-Verbindung ist einfach ein zweiter verfügbarer Anschluss, auf den im Notfall zurückgegriffen werden kann, um das Internet ausfallsicher zu machen. Fällt das Signal der Hauptverbindung aus, wird das Kabel einfach umgesteckt. Diese Methode ist leicht umzusetzen, da lediglich eine zweite Verbindung bereitgestellt werden muss. Allerdings muss auch immer jemand bereitstehen, der erkennt, dass es ein Problem gibt und dann schnell die zweite Verbindung in Betrieb nimmt.
Da sich die Ersatzverbindung mit einer anderen IP-Adresse ins Internet einwählt, werden sämtliche Dienste, die eine Anmeldung erfordern, unterbrochen. So müssen sich z. B. Teilnehmer von Livestreams neu einwählen oder sich Nutzer von Online-Services wie z. B. Maildiensten oder Cloud-Speichern neu einloggen. Beim reinen surfen im Internet mach es sich meistens nicht bemerkbar.
Dauer der Unterbrechung | Erneuter Login erforderlich Gibt an, ob sich Nutzer nach der Wiederherstellung der Verbindung in Diensten (z. B. Livestreams oder Online-Konten) neu anmelden müssen. |
Empfohlenes Produkt |
mehrere Minuten | Ja | Hotspot in a box |
Failover / Same-IP-Failover
Eine Failover-Lösung schaltet, im Falle einer Unterbrechung, automatisch auf die redundante Verbindung um. Dafür muss eingestellt werden, ab wann die Hauptleitung als unterbrochen gilt. In den meisten Fällen sendet man Testpakete, sogenannte Pings, an einen Server im Internet, den man für zuverlässig hält. Wird der Empfang von dem Server bestätigt, gilt die Verbindung als aktiv. Das birgt jedoch das Risiko, dass die Verbindung auch dann als „unterbrochen“ eingestuft wird, wenn der entsprechende Server aus anderen Gründen nicht antwortet. Zum Beispiel, weil er selbst ein Problem hat. Es empfiehlt sich daher, die Pings immer an mindestens zwei unabhängige Server zu senden. Eine gängige Einstellung ist, nach drei unbeantworteten Pings von zwei Servern die Leitung als tot einzustufen und den Wechsel auf die Ersatzleitung einzuleiten.
Auch beim Failover wählt sich die Ersatzverbindung mit einer anderen IP-Adresse ins Internet ein. Wie auch beim Backup führt das möglicherweise dazu, dass Dienste wie Livestreaming oder Online-Services einen erneuten Login der Nutzer verlangen.
Als Lösung bieten wir „Same-IP Failover“ an. Hierbei wird jedes Signal erst (per VPN-Tunnel) zu unserem Rechenzentrum gesendet und von dort aus mit der immer gleichen IP-Adresse ins Internet geleitet. Dadurch bleibt die Verbindung für alle Anwendungen im Internet „gefühlt“ die gleiche und auch sicherheitskritische Dienste verlangen keine erneute Anmeldung. Selbst dann, wenn die eigentliche Verbindung ausfällt und deshalb auf die Ersatzverbindung gewechselt wird.
Dauer der Unterbrechung | Erneuter Login erforderlich Gibt an, ob sich Nutzer nach der Wiederherstellung der Verbindung in Diensten (z. B. Livestreams oder Online-Konten) neu anmelden müssen. |
Empfohlenes Produkt |
10 – 20 Sekunden | Einfaches Failover: Ja Bei Same-IP-Failover: nein |
Multi LTE Case |
Bonding
Beim Signal-Bonding werden alle genutzten Verbindungen (per VPN-Tunnel) in ein Rechenzentrum gesendet und dort in ein gebündeltes Signal umgewandelt. Von dort aus geht das Signal mit der immer gleichen IP-Adresse ins Internet. Die verfügbaren Verbindungen sind beim Bonding immer aktiv und können parallel genutzt werden. Alle Datenpakete werden gleichzeitig über alle Leitungen gesendet. Das Paket, das als Erstes im Rechenzentrum eintrifft, wird übernommen. Alle anderen werden verworfen. Die genaue Funktion von Bonding haben wir in einem anderen Blogartikel beschrieben.
Der Vorteil von Bonding ist, dass es keine Umschaltzeiten gibt, falls eine der genutzten Verbindungen ausfällt. Denn alle Verbindungen laufen durchgehend parallel. Das ist besonders für Livestreams sinnvoll, da die Unterbrechung einer Leitung nach außen hin überhaupt nicht bemerkt wird. Mit zwei unabhängigen Verbindungen kann man das Setup bereits als recht ausfallsicheres Internet bezeichnen. Verwendet man statt nur einer Ersatzverbindung gleich zwei oder mehr, kann die Verbindung mehrfach redundant betrieben werden. Das Ausfallrisiko ist damit so gut wie null. Allerdings erfordert diese Methode immer auch eine Gegenstelle im Rechenzentrum, in der die Signale synchronisiert und gebündelt werden. Wie auch die anderen Lösungen können Sie das Bonding, inkl. drei LTE-Verbindungen, projektweise bei uns mieten. In Verbindung mit einem Hausanschluss haben Sie somit bereits eine vierfache Ausfallsicherheit.
Dauer der Unterbrechung | Erneuter Login erforderlich Gibt an, ob sich Nutzer nach der Wiederherstellung der Verbindung in Diensten (z. B. Livestreams oder Online-Konten) neu anmelden müssen. |
Empfohlenes Produkt |
0 Sekunden (kein spürbarer Ausfall) | Nein | Multi LTE Case |
Welche Lösung für ausfallsicheres Internet die Richtige ist, hängt letztlich vom jeweiligen Projekt ab. Manche Anwendungen, wie z. B. Terminals für bargeldloses Bezahlen, kommen mit ein paar Minuten Verbindungsausfall klar. Bei Livestreams ist es dagegen der Super-GAU, wenn die Verbindung auch nur eine Sekunde lang abreißt.
Wir beraten Sie gerne zu Ihrem Projekt.